Valendas Impuls

Engihuus

Historischer Status

Das Engihaus liegt im Dorfzentrum von Valendas, direkt an der ehemals wichtigen Verkehrsachse von Bonaduz nach Ilanz. Mit seiner stattlichen Fassade fasst es die gesamte Nordseite des Platzes, auf dem der eindrucksvolle Holzbrunnen mit der berühmten Wasserjungfrau aus dem Jahr 1760 steht.

Beim ältesten Teil des Bauwerkes handelt es sich um ein kleines Bauernhaus mit gemauertem Feuerhaus und gestricktem Wohn- und Schlafteil, das mittels dendrochronologischer Untersuchung in das Jahr 1517 datiert wurde. Es bildet den zum Brunnen orientierten, südlichen Trakt des heutigen Gebäudekomplexes. Zu einem späteren Zeitpunkt entstand ein spiegelbildlich entsprechender Bau im Norden, der durch einen zentralen Erschliessungstrakt mit dem ursprünglichen Gebäude verbunden wurde. Die Giebelfassade des Hauses orientiert sich zum Brunnenplatz, obwohl von dort nur ein direkter Zugang zur ehemaligen Wirtsstube besteht. Der Haupteingang liegt in der Achse des mittleren Korridors und öffnet sich zur Kantonsstrasse.

Im Westen wurde um das Jahr 1674 ein Anbau in Strickbauweise mit zum Brunnenplatz orientierter Loggia hinzugefügt. Die Fensterordnung seiner nachträglich vorgemauerten Nordfassade korrespondiert nicht mit den ursprünglichen Öffnungen in der Holzkonstruktion. Gegen das Bunggert Areal grenzt ein grosser Stall aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts, der durch ein Tor zwischen dem Grauen Haus und dem Engihaus vom Dorfplatz aus erschlossen wird.
 

Südfasade


Südfasade

Westfasade


Nordfasade


Nordfasade

Das Engihuus, welches ursprünglich aus zwei selbständigen, einfachen Wohnhäusern be- stand, welche später dann unter einem Dach zusammengefasst wurden, hat eine wechsel- hafte Geschichte hinter sich und birgt viele Geschichten in sich. Der älteste Teil ist datiert um 1517, eine Balkeninschrift im Dachstuhl lautet 1674. Es war Wohnhaus mit Stall, Gaststätte, Ladenlokal, Bäckerei und zuletzt Posthalterstation des letzten Pferdepöstlers der Schweiz.

 

Umbau zum gasthausambrunnen

Mit einem symbolischen „Spatenstich“ erfolgte am 10. Mai 2013 der lang ersehnte Start der Bauarbeiten am neuen Gasthaus am Brunnen. Die Eröffnung des historischen Kleinhotels „Gasthaus am Brunnen“ fand am 28. Juni 2014 statt. Ab Juli 2014 wurde der volle Betrieb aufgenommen. In sehr kurzer Zeit wurde aus dem 500jährigen Haus der Begegnungsort und Treffpunkt im Dorfkern von Valendas. Die folgenden Erläuterungen geben einen Einblick in die spannenden Überlegungen unseres Architekten Gion A. Caminada aus Vrin.

 
Dorfplatz mit Grau-, Engi- und Türalihus v.l.n.r. einst und heute
 

Von der Ruine zum Gasthaus am Brunnen

Und nun sollte aus diesem Engihuus am Dorfplatz von Valendas ein Begegnungsort für Einheimische und Gäste werden. Eine sehr grosse Herausforderung auch für den bekannten Vriner Architekten und ETH-Professor Gion A. Caminada.

Wie geht man mit dieser wertvollen Bausubstanz inmitten des intakten Dorfkerns um?
Wie können die Wünsche und die Auflagen der Dorfgemeinschaft erfüllt werden, ohne dass der Charakter und die Geschichte des historischen Hauses geopfert werden müssen?
Wie ist es möglich, in einem so historischen Gebäude Wertschöpfung zu erzielen? 
 

Atmosphäre aus Stein und Holz

In einem langen Prozess wurde das Projekt "Gasthaus am Brunnen" vom Architekten und von einer breit abgestützten Baukommission erarbeitet. Dabei wurde der Fokus nicht nur auf die Vergangenheit gerichtet. Es ging darum, die Geschichte so einzusetzen, dass sie auch für die Gegenwart einen Mehrwert darstellt.

So ist im alten Hausteil, in welchem die Gästezimmer sind, die Vergangenheit spürbar. Die Räume wurden aufgefrischt und punktuell mit neuen und etwas edleren Materialien ergänzt. Dadurch wird auch die historische Bausubstanz anders gewertet.
 
Gang im 2. OG vor und nach der Renovation
Gewölbezimmer vor und nach der Renovation

Anstelle des Stalles entstand ein Neubau mit Saal, Küche, Gartenrestaurant und den techni¬schen Einrichtungen. Dieser Neubau profitiert ebenfalls vom historischen Hausteil. Dabei ist die Atmosphäre als Ganzes wichtig. Selbstverständlich gibt es einen Kontrast zwischen Alt und Neu. Dieser wird aber nicht herausgestrichen. Beim Gang durchs Haus wird man diese unterschiedlichen Bauphasen erfahren, etwa durch höhere Räume, andere Materialien und durch mehr Licht. Der Kalk spielt eine wichtige Rolle. Kalk hat die Fähigkeit, das Licht in ei¬nen Raum hinein zu führen und es zu reflektieren. Der Kalk, übrigens seit jeher in Valendas verwendet, ermöglichte es, alte und neue Formen zu einem Ganzen zu verschweissen. Die Grundmaterialien für die Restauration und den Neubau stammen unmittelbar aus der Re¬gion. Die Arbeiten wurden, soweit möglich, von einheimischen Handwerkern ausgeführt. Auch das verbindet und gibt Identität in der Region.
 
Durchgang zum Bongert
Gaststube Bongert mit Aussensitzplatz
 
 
Brunnensaal mit Platz bis zu 60 Personen
Bürgerstube mit dem Stammtisch

Ein Ort für Einheimische und Gäste

Mit verschiedenen Infoveranstaltungen wurde die Bevölkerung immer wieder über die Pläne und die Ideen informiert.
Dadurch entstand ein Gemeinschaftsprojekt aus dem Gemeinschaftsziel einer nachhaltigen Dorfentwicklung heraus. Noch bevor am 28. Juni 2014 die offizielle Eröffnungsfeier mit prominenten Vertretern aus Politik und Gesellschaft stattfand, hatte die Bevölkerung die Möglichkeit, das ganze Haus zu besichtigen.
Ein wichtiger Schritt für die Identifikation der Einheimischen mit dem Begegnungsort "Gasthaus am Brunnen"