Valendas Impuls

Schnitzelheizung Studie

Im Jahre 2007 hat Valendas Impuls zusammen mit Holzenergie Schweiz eine Machbarkeits-Studie erarbeitet. In diesem Artikel wird das Resultat zusammengefasst.

Ausgangslage und Aufgabenstellung

Die Gemeinde Valendas ist eine ausgesprochen ländliche Gemeinde in einer idyllischen, verhältnismässig schwer zugänglichen Landschaft oberhalb des rechten Rheinufers zwischen Bonaduz und Ilanz.

Charakteristisch für das Dorfzentrum von Valendas sind der grösste Holzbrunnen Europas, sowie die eindrücklichen Patrizierhäuser mit ihren prächtigen Fassaden. Diese beginnen jedoch immer mehr zu bröckeln. Viele Häuser stehen leer und der berühmte Dorfplatz erscheint immer häufiger wie ausgestorben.

Valendas kämpft mit den gleichen Problemen wie zahlreiche andere Gemeinden in landwirtschaftlich geprägten Randregionen: Die Aufrechterhaltung vorhandener Infrastrukturen wie Schule, Laden, Restaurant und die Anbindung an den öffentlichen Verkehr gestalten sich zusehends schwieriger und kostspieliger. Zwar ist es in den letzten Jahren gelungen, den Bevölkerungsrückgang zu stoppen. Doch das alleine reicht nicht aus. Es müssen zusätzliche Wege gefunden werden, um die Gemeinde Valendas als attraktiven Wohnort inmitten einer phantastischen Naturlandschaft zu positionieren. Gefragt sind Projekte zur Schaffung von Wohnmöglichkeiten für Familien, sowie zur Nutzung der lokal vorhandenen Ressourcen. Ziel ist es, die Wertschöpfung möglichst im Dorf selber zu behalten.

Eine wichtige Rolle bei diesen Bemühungen spielt dabei „Valendas Impuls“. Der junge Verein versucht, zusammen mit der Bevölkerung, Impulse in der Gemeinde zu setzen für ein noch wohnenswerteres und lebendigeres Dorf, in welchem schon bald keine Fassaden mehr bröckeln und der Dorfplatz - sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinn - wieder von Menschen und Aktivitäten erfüllt ist.

„Valendas Impuls“ versteht sich als Bindeglied zwischen der Bevölkerung, den politischen Gremien und den verschiedenen Institutionen und hat in den letzten Jahren bereits einige beachtenswerte und auch beachtete Erfolge erzielt. Stellvertretend für alle diese Projekte einer nachhaltigen Dorfentwicklung seiein hier etwa die 2006 abgeschlossene Sanierung des alten Back- und Dörrhauses „Pfisteri Oberdorf“ und des "Türallihus" genannt.

Zu den wenigen vorhandenen natürlichen Ressourcen in Valendas gehören der Wald und das Holz. Deshalb erstaunt es nicht weiter, dass im Rahmen der oben geschilderten Entwicklungsbestrebungen die Idee eines Holz-Wärmeverbundes entstand.

Ein erster Schritt in Richtung Konkretisierung dieser Idee bestand darin, im Sinne einer internen Information Mitglieder der Gemeindebehörden und des Vereins „Valendas Impuls“ über das Vorhaben und über mögliche Wege zu seiner Realisierung zu informieren. Dies erfolgte anlässlich eines Informationsabends am 17. Januar 2007. Aufgrund des positiven Echos wurde anschliessend die Erarbeitung der vorliegenden Machbarkeitsstudie beschlossen.

Die Machbarkeitsstudie soll Aufschluss darüber geben, ob, wie und zu welchen Kosten sich die Idee eines Holz-Nahwärmeverbundes in Valendas realisieren lässt. Die Studie soll dazu beitragen, bei der Weiterverfolgung der Idee einen Schritt weiterzukommen. Zu diesem Zweck werden verschiedene Varianten untersucht.

Es handelt sich sinngemäss um eine Studie gemäss SIA Ordnung 104, Kapitel 4.1.1.21, und nicht um ein Detailprojekt. Trotzdem wurde versucht, die Kosten und die technischen Details möglichst genau und konkret zu ermitteln. Das Hauptziel der Arbeit besteht darin, möglichst fundierte und nachvollziehbare Fakten zu liefern, die eine Weiterverfolgung der Idee ermöglichen. 
 
Das alte Back- und Dörrhaus „Pfisteri Oberdorf“ wurde 2006 saniert und kann für Veranstaltungen gemietet werden
Der Kernbau des „Türalihus“ geht auf das Jahr 1485 zurück. Dank des Einstiegs der Stiftung „Ferien im Baudenkmal“ des Schweizer Heimatschutzes werden Feriengäste hier nach der Sanierung in authentischen Räumen unvergessliche Ferien machen können

Holzversorgung

Der Wald der Gemeinden Valendas und Versam wird vom Forstamt Ruinaulta betreut. Die Gemeinde Valendas verfügt über eine produktive Waldfläche von etwa 800 ha. Der jährliche Hiebsatz liegt bei rund 2'800 m3 (Festmeter).

Das vorhandene Energieholzpotenzial würde problemlos ausreichen, um einen mittleren bis grösseren Holz-Nahwärmeverbund nachhaltig mit Energieholz zu versorgen, ohne dabei andere, höherwertigere Verwendungszwecke des Holzes konkurrenzieren zu müssen.

Ein grosses, bislang wenig berücksichtigtes Potenzial liegt in den Durchforstungsprodukten der zahlreichen Hecken und Waldränder. Die gesamte Länge des Waldrandes in den Gemeinden Versam und Valendas zusammen wird auf gegen 100 km geschätzt.

Südlich des Dorfes wurde vor kurzem eine neue Waldstrasse bewilligt, nach deren Bau eine zusätzliche Waldfläche von 75 ha erschlossen und nutzbar sein wird.

Auch wenn der voraussichtliche Standort der Heizzentrale bei der alten Sägerei nicht direkt im Dorfzentrum sein wird (vgl. Kapitel 4), sollte angesichts der entstehenden Lärmemissionen nur im absoluten Notfall bei der Heizzentrale gehackt werden.
 
Herstellung von Holzschnitzeln auf der Waldstrasse. Was - wie hier - am Heinzenberg möglich ist, ist es auch in Valendas.

In Valendas selbst steht keine Halle für die Lagerung der Holzschnitzel zur Verfügung. Ein Neubau einer Lagerhalle ist nicht notwendig, denn das Energieholz kann als Rundholz zwischengelagert werden. Gemäss Auskunft des Revierförsters wird es möglich sein, die entsprechenden zusätzlichen Rundholzlager bereitzustellen, an welchen auch gehackt wird. Zumindest in den unteren, dorfnahen Waldungen ist der Zugang zu diesen Plätzen auch im Winter möglich. Für Notfälle stünde auch die Lagerhalle am Nordende von Versam zur Verfügung. Diese verfügt über eine Lagerkapazität von 400 Sm3 sowie über einen Rundholzplatz für weitere 200 bis 300 m3 Holz und ist ganzjährig problemlos zugänglich.
 
Die so resultierende Versorgungskette und ihre Kosten präsentieren sich schematisch wie folgt:

 
Schematische Versorgungskette für Hacken ab Waldstrasse in steilem Gelände.


Evaluation möglicher Wärmebezüger

Im März 2007 verschickte der Verein „Valendas Impuls“ den nachstehenden Fragebogen an gegen 90 Besitzerinnen und Besitzer von Liegenschaften in Valendas Dorf, die für den Anschluss an einen Wärmeverbund in Frage kommen. Von vornherein nicht angeschrieben und berücksichtigt wurden Liegenschaften ausserhalb des Dorfes wie etwa in den Fraktionen Brün, Carrera, Dutjen und Turisch.

Der Rücklauf der Fragebogen belief sich auf über 75%. Dafür sei allen Bewohnerinnen und Bewohnern ganz herzlich gedankt! 

Auf den nächsten Seiten sind die Resultate der Umfrage ausführlich dargestellt. Dabei haben die verschiedenen Farben folgende Bedeutung: 
 
  • grün: an Anschluss interessiert
  • grau: keine Rückmeldung
  • lila: unentschlossen (Fragebogen zurück ohne Angabe Anschlussinteresse)
  • rot: kein Interesse an Anschluss
  • braun: unbeheizte Gebäude 
Übersicht über die Resultate der Umfrage (Massstab ca. 1 : 4'500)

Standort Heizzentrale


Die Begehungen vor Ort vom 17. Januar 2007 und vom 22. März 2007 haben gezeigt, dass als Standort für eine Holz-Heizzentrale am ehesten die alte Säge am östlichen Eingang des Dorfes in Frage käme. Dies insbesondere aus folgenden Gründen:
 
  • Jede grössere Holzheizung verursacht gewisse Lärm- (Anlieferung der Schnitzel) und Rauchemissionen (Anfeuerphase). Die Erfahrungen der letzten 25 Jahre bei unzähligen grösseren Schnitzelheizungen haben eindeutig gezeigt, dass ein Heizzentralenstandort etwas ausserhalb des Dorfzentrums wenn immer möglich zu bevorzugen ist. Im vorliegenden Fall wäre der Standort bei der alten Säge auch hinsichtlich der vorherrschenden Windrichtung optimal.
  • Das Gelände bei der alten Säge ist ganz leicht abfallend und daher gut geeignet für eine Lösung mit einem oberirdischen Silo mit Schiebedach.
  • Die Platzverhältnisse im Dorfzentrum sind derart eng und verwinkelt, dass sich nirgends ein anderer Standort für die Heizzentrale und den Silo anbieten würde. 
  • Auch im Gebiet des Schulhauses findet sich nicht ausreichend Platz für die Heizzentrale eines grösseren Wärmeverbundes (Ausnahme: Variante 5).
  • Unmittelbar neben der alten Säge befindet sich das ehemalige Tröschhaus der Tröschgenossenschaft Valendas. Dieses käme allenfalls als Heizzentrale für die „kleinen“ Varianten 1 und 2 in Frage.
  • Bis anhin wurden noch keinerlei Gespräche mit den Eigentümern der alten Säge (Gemeinde) und des Tröschhauses (Tröschgenossenschaft Valendas) über eine allfällige Umnutzung der beiden erwähnten Grundstücke geführt. Es handelt sich lediglich um eine Idee, welche in technischer Hinsicht sehr vorteilhaft wäre.
  • Für die Grundstückkosten wurde in den nachfolgenden Kostenbetrachtungen ein symbolischer Kaufpreis eingesetzt. 

Untersuchte Varianten

Vorbemerkung
Wer sich mit der Idee eines Wärmeverbundes in Valendas befasst, sieht sich sehr bald mit zwei Eigenheiten konfrontiert, welche ein derartiges Vorhaben entscheidend beeinflussen und erschweren:
 
  • Die Zahl der unbeheizten Gebäude (Ställe, Scheunen, Schöpfe) ist sehr gross. Dementsprechend resultiert eine eher geringe Anschlussdichte (= jährlich abgesetzte Nutzenergiemenge pro Laufmeter Fernleitung MWh/m’).
  • Das enge, verwinkelte Dorfzentrum führt zu verhältnismässig teuren Grabarbeiten.

Bereits ganz zu Beginn der Abklärungen war es deshalb allen Beteiligten klar, dass in der vorliegenden Machbarkeitsstudie möglichst viele Varianten geprüft werden müssen („Reservevarianten“).

Aus diesem Grund werden zusätzlich zu den verschiedenen Varianten des „konventionellen“ Wärmeverbundes auch noch eine Variante mit Stromerzeugung (Variante 4) sowie eine kleine Variante nur für das Schulhaus, das heutige Gemeindehaus sowie die Mehrzweckhalle (Variante 6) berücksichtigt. Somit werden die folgenden 5 Varianten näher untersucht. Nähere Angaben finden sich auch bei den Kostenbetrachtungen der einzelnen Varianten.